Ein fröhliches Wörterbuch für alle Genießer,
die mehr als eine gute Tasse Tee zu schätzen wissen.

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Alter Fritz

Preußenkönig, der am 20. Mai 1777 den Ostfriesen das geliebte Teetrinken verbot. Das "Drachengift aus China", das in Ostfriesland in "geradezu barbarischen Mengen" geschlürft werde, sei gesundheitsschädlich. Zwei Jahre später hatten die ostfriesischen Dickschädel das Rad der Geschichte wieder zurückgedreht, das Verbot wurde aufgehoben, und sie süffelten unverdrossen ihre "Koppkes mit 'n Kluntje un Rohm drin."

Apotheke

Eine Packung Tee ist eine kleine Apotheke mit überaus nützlichen Medikamenten: Koffein zur Steigerung der Konzentrations- und Reaktionsfähigkeit, Gerbstoffe gegen Magen- und Darmerkrankungen, Vitamin B1 gegen Streß, Fluorid gegen Karies, Theophyllin mit wohltuender Wirkung auf das zentrale Nervensystem, das Herz und die Blutgefäße, Mangan zur Senkung des Blutzuckerspiegels. Wenn Sie entsprechende Medikamente in der Apotheke kaufen, kommen Sie leicht auf hundert Mark. Eine Tasse Tee guter Qualität dagegen kostet kaum zehn Pfennige. Tee genießen, etwas für die Gesundheit tun und sogar noch Geld sparen - wer kann einer solchen Kombination widerstehen?

aromatisierter Tee

Tee, dem Aromastoffe, Fruchtstückchen, Blüten, Blättchen, Trockenschalen, Gewürze wie Ingwer, Anis oder Vanille zugefügt werden. Kannte man in China bereits vor dem 18. Jahrhundert. Zwar betragen die Aromastoffe nicht mehr als 3 % der Gesamtmenge, sie können aber das Flavour markant bestimmen. Der Basistee ist wie eine geduldige Mutter, auf deren Arm ein Kind krakeelt und auf sich aufmerksam macht. Teetrinker sind diesen Cocktails gegenüber sehr tolerant. Hauptsache, das aufmunternde Tein bleibt erhalten.

Assam I

Nordindische Provinz mit dem größten zusammenhängenden Teeanbaugebiet der Welt zu beiden Seiten des Brahmaputra. Der Name scheintdenfabelhaftenMärchenaus 1001 Nachtentnommen zu sein. Teetrinker, die ihre eigenen Himmelsvorstellungen haben, glauben und hoffen, daß das Teeparadies in manchen Zügen an das irdische Assam erinnert.

Assam II

Der Tee, der in der Provinz Assam gewonnen wird: schwer, kräftig-würzig im Aroma, dunkel in der Farbe und mit einem charakteristischen, angenehmen Nachgeschmack. Der dunkle Balthasar unter den Königen des Tees. Es ist zwar nicht überliefert, aber auch keineswegs ausgeschlossen, daß der Balthasar des Neuen Testaments neben Weihrauch und Myrrhe als weitere Kostbarkeit eine Portion Assam-Tee nach Bethlehem brachte. Wir von TOMUS werden von dieser schönen These erst Abstand nehmen, wenn uns Historiker und Religionswissenschaftler das Gegenteil beweisen.

Auktion

Hersteller bieten ihren Tee meist auf Auktionen an. Dort zugelassene Broker vermitteln die Ware. Wenn Sie also gerade in Kalkutta Urlaub machen und auf einer Auktion ein Pfund Tee preisgünstig ersteigern wollen, werden Sie leer ausgehen. Beim Tee kann man den Zwischenhandel einfach nicht ausschalten.

Autumnals

Herbstpflückung. Tees von nicht ganz so hoher Qualität wie beim First flush und Second flush. Aber der Herbst ist ja sowieso die Zeit des Weins. Das Interesse richtet sich auf Neuen Wein und Zwiebelkuchen bzw. Beaujolais primeur und frische Walnüsse aus dem Perigord.

Baum

Eigentlich ist die Teepflanze ein Baumgewächs. Da man aber den Teepflückerinnen nicht zumuten will, ihrer Arbeit kletternd und unter Absturzgefahr nachzugehen, werden die Pflanzen durch regelmäßiges Stutzen zu etwa einen Meter hohen Büschen zurückgeschnitten. Im Prinzip könnte die Arbeiterin also mit der einen Hand pflücken und mit der anderen selbst eine gepflegte Tasse Tee trinken.

Besen

1. In Japan: kleines Gerät aus Bambus, das bei der Teezeremonie verwendet wird, um den grünen Tee dickflüssig zu schlagen. 2. Im Abendland: Handbesen mit Roßhaar, mit dem die auf den Boden gefallenen Teegebäckkrümel zusammengefegt werden.

Blatt-Tee

Großblättriger Tee. Der Trend geht heute eindeutig zu den kleinblättrigen Tees, die 98 % der Produktion ausmachen. Allerdings erfreut sich der Blatt-Tee bei den Darjeelings wegen seines besonders feinen Aromas weiterhin großer Beliebtheit. Im allgemeinen sagt die Blattgröße nichts über die Qualität aus. Wer jedoch Wert auf markante Rückstände legt, wird den Blatt-Tee bevorzugen. Der aufgebrühte Dust erinnert optisch fatal an Kaffeepulver, während der Blatt-Tee sich als eindrucksvolles Müllgebirge verabschiedet - unter der Lupe ein imposanter Himalaya.

Blend

Mischung (siehe dort) von Teesorten. mit dem Ziel, ein ansprechendes und unabhängig von den Ernteergebnissen gleichbleibendes Aroma zu gewinnen. Ein Beispiel wäre die sogenannte "Ostfriesenmischung", bei der Assam- und Sumatra- oder Javatee zusammengestellt werden. Der eigenen Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Sie können Blend A mit Blend B im Verhältnis 68: 32 mischen und das Ganze "Müllers Special Orange Pekoe Blend " nennen.

Bodhidharma

Ein Jünger Buddhas, dem der Tee zu verdanken ist. Eines Tages schlief Bodhidharma beim Meditieren ein. Über dieses Versagen ärgerte er sich so sehr, daß er sich die Augenlider abschnitt. Sie fielen zu Boden, schlugen Wurzeln, trieben aus, und schließlich wuchs ein grüner Strauch heran: Tee! Bodhidharma kostete von den Blättern - und fühlte sich plötzlich frisch und hellwach. Sofort machte er sich an eine neue Runde Meditieren. Hut ab vor Bodhidharma! Wir modernen Teetrinker sind heilfroh, daß wir nach seiner bahnbrechenden Erfindung nur die Teepackung aufzuschneiden brauchen.

BOPF

Testwort, dessen Kenntnis darüber entscheidet, ob jemand ein echter Teekenner oder nur ein Simulant ist. Es handelt sich um die Abkürzung für: Broken Orange Pekoe Fannings, womit ein feinblättriger Tee guter Qualität gemeint ist. Wenn sich Ihr Gesprächspartner mit fragwürdigen Sprüchen wie: "Ein guter BOPF für Kanne und Topf" aus der Affäre ziehen will, wissen Sie Bescheid: Der Mann ist ein Banause, dem auch Rübensaft oder warme Kuhmilch munden würden.

Boston Tea Party

Historisch bedeutsame, zur Nachahmung jedoch nicht zu empfehlende Art der Teezubereitung im Jahre 1773. Der englische König Georg III. wollte partout nicht von seiner Teesteuer lassen, die seine Untertanen in den amerikanischen Kolonien bezahlen sollten. Als im Jahre 1773 drei englische Teeschiffe im Hafen von Boston einliefen, kletterten fünfzig als Indianer kostümierte amerikanische Bürger an Bord und warfen 342 Teekisten ins Wasser. Das war das Fanal für den amerikanischen Unabhängigkeitskrieg, an dessen Ende dem englischen König der Tee nicht mehr so recht schmecken wollte, waren doch seine Kolonien endgültig verlorengegangen. - Da sich die Historiker über die Qualität des Bostoner Hafentees ausschweigen, muß man annehmen, daß sich die damals praktizierte Wässerung von Tee ohne Aufkochen selbst bei großen Mengen nicht bewährt hatte.

Broken Tea

Bei diesem Tee ist die Größe des gebrochenen Blattes etwas kleiner als beim Blatt-Tee, andererseits sind die Blatt-Teilchen größer als bei den Fannings und beim Dust. Ein Tee, der sich gut eignet, um gebrochene Herzen zu heilen. Aber auch Teeliebhaber ohne seelische Probleme finden Gefallen an diesem Tee, der ihre gute physische Verfassung weiter stabilisiert.

Broker

1. Vertrauensperson, die auf Auktionen im Auftrag von Teefirmen bestimmte "Lots", also Partien (siehe dort) erwirbt. Für seine Arbeit erhält er im allgemeinen eine Provision von einem halben Prozent.

2. Die Vorstellung, der Broker sorge durch Zertrampeln der getrockneten Teeblätter für den "Broken Tea", ist weit verbreitet, nicht totzukriegen - aber trotzdem falsch.

Caddy

Luftdichter und lichtundurchlässiger Behälter zur Aufbewahrung des Tees für den täglichen Gebrauch, heute meist aus bemaltem Blech. Das Wort kommt vom malaiischen "kati". Das traditionelle Fassungsvermögen beträgt 1 1/3 englische Pfund, also etwa 600 Gramm. In früheren Zeiten war der Caddy in vornehmen englischen Haushalten mit einem Schloß versehen, und den Schlüssel verwahrte die Lady des Hauses. Der Tee war also damals so wertvoll wie die Familienjuwelen. Kein unbefugter

Dienstbote sollte sich heimlich ein leckeres Täßchen brauen können.

Ceylon

Sri Lanka, zweitgrößter Tee-Exporteur nach Indien. Bis 1867 dominierte der Kaffee-Anbau, der aber durch die Kaffeeratte und den Rostpilz ruiniert wurde. Der Schotte James Taylor versuchte es mit Tee-Anbau und züchtete einen kräftigen, vollmundigen Tee mit köstlichem Flavour. Damit wurde Ceylon zur Tee-Insel. Die Beharrlichkeit eines einzelnen kann also einen ungeheuren Kulturwandel hervorrufen. Auf dem Münchener Oktoberfest wird in einem der Bierzelte regelmäßig ein einsamer Teetrinker gesichtet. Obwohl er viel Spott und Gelächter hervorruft, ist er den Maßstemmern im Grunde unheimlich. Denn vielleicht sind die Tage des Bieres schon gezählt, und bald stehen nur noch zierliche Porzellantäßchen auf den Holztischen.

Cha-no-yu

Japanische Teezeremonie. Nach Auffassung der Japaner wäre es unangemessen, den Tee einfach hinunterzukippen. Deshalb haben sie unter dem Einfluß des Buddhismus ein kompliziertes Ritual entwickelt, das den Teegenuß auf das höchste geistige Niveau hebt. Die Teegesellschaft, meist fünf Personen, nimmt in einem kleinen Gartenhaus von etwa sechs Quadratmetern nach einer genau festgelegten Choreographie den grünen Pulvertee ein, der mit einem Teebesen in der Trinkschale dickflüssig geschlagen wird. Eine "Erleuchtung", wie sie Buddha unter dem Feigenbaum widerfuhr, ist dabei nicht ausgeschlossen. Der Abendländer wird das kaum nachahmen können. Aber mit einem bequemen Sessel, einer gemütlichen Leselampe, einem guten Buch und einer Kanne Tee vermag jeder seine private Teezeremonie zu zelebrieren, die ihn nach der Hetze des Alltags mit einer fernöstlichen Gelassenheit erfüllt.

Clean

Ein Tee mit Blattgut gleichen Grades ohne Holzteilchen, Fasern und Staub. Manche Teetrinker zeigen sich allerdings von einem solchen Tee enttäuscht, da er zu rein, nämlich geradezu chemisch rein schmecke. Etwas Dreck kann sich also durchaus positiv auf das Flavour auswirken.

CTC-Produktion

Ein verkürzter Teeherstellungsprozeß, der zu einem einheitlichen Blatt und einem schnell färbenden und kräftigen Aufguß führt. Die Abkürzung bedeutet: Crushing, Tearing, Curling, also Zermalmen, Zerreißen, Rollen, und genau das macht die CTC-Maschine. Dem CTC-Verfahren in der Produktion entspricht das RTG-Verfahren bei den Teetrinkern: Riechen, Trinken, Genießen.

Cup

1. Genauer: "Teataster's Cup". Henkellose Tasse, aus welcher der Teataster seinen Probeschluck nimmt.

2. Pokal, zum Beispiel bei der englischen Fußballmeisterschaft. Auf den ersten Blick scheint der Pokal viel wichtiger zu sein, denn wenn Manchester United den Cup gewinnt, steht die Nation Kopf. Aber langfristig gesehen ist dieser Cup (von riesiger Größe, beachtlicher Schwere und scheußlicher Form) neben der kleinen, unscheinbaren Keramiktasse eine flüchtige Erscheinung. Fußballmeister kommen und gehen - aber der Tee bleibt.

Darjeeling

Ein Städtchen im Norden Indiens, das der bekanntesten Teesorte seinen Namen gegeben hat. An den Südhängen des Himalaya liegen in 2000 Meter Höhe die Teegärten, in denen die edelsten und kostbarsten Tees der Welt angebaut werden. Dank der Höhenlage und des besonderen Klimas ergibt sich ein langsameres Blattwachstum, das dem Tee ein intensives, liebliches Aroma verleiht. Der Legende nach schwärmen die Götter wie die Fliegen vom "Dach der Welt" herab, um sich am Darjeeling zu laben. Denn so gut es ihnen in ihren luftigen, paradiesischen Regionen auch geht - alles haben sie dort nicht, nämlich den wahren Himmelstrank. Umgekehrt haben wir Irdischen ausgesprochenes Glück: Den köstlichen Darjeeling gibt es in jedem Teegeschäft um die Ecke.

Deutsches Teebüro

Vermittelt Nachrichten und Informationen über den Tee, z. B. über Pro-Kopf-Verbrauch, Importmengen, Teesteueraufkommen, Preisentwicklung, Qualitätsniveau, Konsumentenverhalten. Ferner gibt das Teebüro Auskünfte über die ernährungsphysiologische und gesundheitliche Bedeutung des Teegenusses, Rezepte u. dgl. Die nützliche Adresse ist: Gotenstraße 21, 20097 Hamburg, Tel. 0 40-23601634. Es gibt keine Teefrage, auf die das Deutsche Teebüro keine Antwort weiß!

Dhool

Aussiebung nach dem Rollen des Tees. Der "erste Dhool" besteht aus dem feinsten Blatt, der "dritte Dhool" aus dem groben Blatt, das später beschnitten wird. Je länger das Rollen dauert, um so größer ist der Anteil von Fannings und Dust. Sie können also Ihren guten teuren Blatt-Tee durchaus mit dem Nudelholz noch weiterrollen und ihn in Dust verwandeln. Allerdings erzielen Sie damit nur eine optische Wirkung, denn das Fermentieren ist ja schon abgeschlossen.

Dust

Englisches Wort mit der Bedeutung "Staub". Die kleinste und letzte Aussiebung, deswegen aber nicht etwa der letzte Dreck. Die Oxydation ist hier sehr stark gewesen, das heißt der Tee ist dunkel und ergiebig und eignet sich besonders gut für Aufgußbeutel. Wer sich nicht lange mit feierlichen Teezeremonien aufhalten möchte, sondern gleich ans Eingemachte (also ans Tein) will, ist mit Staubbeuteln gut bedient.

Earl Grey

1. Englischer Politiker, lebte 1862-1933, war 1905-1916 sogar Außenwinister - kein Hahn kräht mehr nach dem einstigen VIP. 2. Edward Grey, Earl of Fallodon, mit der obigen Person identisch, bekannte sich so nachhaltig zu dem mit Bergamottöl aromatisierten Tee (Bergamotte = orangenähnliche Südfrucht), daß sein Name zu dem des Tees wurde.

Das beweist, daß man durch die Liebe zum Tee sogar Unsterblichkeit gewinnen kann. In Deutschland steht der "Earl Grey" mit 20 % an der Spitze der aromatisierten Tees. Allerdings ist es mit der Unsterblichkeit auch wieder so eine Sache. Kaum ein Käufer weiß oder will wissen, wer der Earl eigentlich gewesen ist.

Ei

1. Zusatz zum schwarzen Tee wie Kandis oder Sahne. Kenner, Freaks oder Verrückte hauen ein rohes Eidotter in ihren Tee und trinken das Gebräu mit verzückten Augen und zum Entsetzen der Anwesenden.

2. Das sogenannte Tee-Ei aus Metall oder Porzellan, das den in ihrn eingeschlossenen oder vielmehr eingekerkerten Tee weitgehend daran hindert, sein Aroma an das Wasser abzugeben. Falls es sich um ein Erbstück von Ihrer Urgroßmutter handelt: Stellen Sie es als Antiquität auf den Kaminsims (ohne es je zu benutzen). Oder geben Sie das Ding zum Sperrmüll.

Eistee

Amerikanisches Nationalgetränk im Sommer. Nicht einfach kalter, sondern kochend heißer Tee, der auf Eiswürfel gegossen wird und durch die schockartige Abkühlung sein Aroma behält. Erfunden wurde das geniale Verfahren im Jahre 1904 auf der Weltausstellung in St. Louis. Der Engländer Richard Blechynden sollte mitten im unerträglich heißen Sommer den Amerikanern, die bis dahin den grünen Chinatee bevorzugten, den schwarzen Tee aus Indien schmackhaft machen. Die schwitzenden Yankees waren jedoch nicht geneigt, etwas Heißes zu sich zu nehmen. In seiner Frustration und Wut füllte Blechynden Trinkgläser mit Eiswürfel und goß seinen schwarzen Tee darüber- plötzlich ging das Zeug weg wie warme Semmeln.

Englische Tasse

Zuerst wird die Tasse zu etwa einem Fünftel mit Milch gefüllt, die nicht eiskalt sein sollte. Dann wird der heiße Tee zugegossen und gesüßt. Der Kontinentaleuropäer blickt da nicht immer durch. Mancher füllt erst die Tasse zu einem Fünftel mit heißem Tee, gießt kalte Milch dazu, bis die Tasse voll ist - und wundert sich dann, was die Engländer an dieser Brühe finden.

Exekution

Hinrichtung eines Menschen. In ihrer Geschichte hat die Menschheit viel Einfallsreichtum in bezug auf die verschiedenen Exekutionsarten bewiesen. So wurde im Schweden des 18. Jahrhunderts ein Raubmörder zum "Tod durch Tee" verurteilt, da dem König zu Ohren gekommen war, Tee sei ein starkes Gift. Der Verbrecher erhielt jeden Tag die "tödliche" Dosis von 70 Tassen. Allerdings wollte er einfach nicht zu Tode kommen, ja er erreichte sogar das schöne Alter von 82 Jahren. In den letzten zwölf Jahren konnten ihn seine Ärzte nicht mehr beobachten - sie waren schon alle vor ihm weggestorben.

Fannings

Die beim Sieben anfallenden kleinen Teilchen des Teeblatts. Das klingt nach den "Brosamen, die von des Reichen Tische fallen", also nach Rest und Abfall. Tatsächlich aber sagt die Größe des gebrochenen Blattes nichts über die Qualität des Tees aus. Der Trend geht heute eindeutig zu den kleinblättrigen Tees (98 %), die sich besonders gut für die beliebten Aufgußbeutel eignen. - Durch die richtige Aussprache des Wortes (Fännings) unterscheidet sich der Teekenner vom Banausen, der partout eine Verbindung zur (P)fanne herstellen will. Manche Schlaumeier übertreiben es allerdings in die andere Richtung: Wer in den USA nuschelnd von den "Fannies" spricht, wird einen Lachanfall hervorrufen, denn das ist das populäre Wort für -den Allerwertesten.

Fermentation

Dritte Stufe der Teeproduktion. Das grüne Blatt wird nach dem Rollen auf Wannen oder Tischen ausgebreitet und befeuchtet. Der beim Rollen ausgetretene Zellsaft oxydiert und gärt. Dabei nimmt das Blatt eine kupferrote Färbung an. Weintrinker, die nur Vergorenes akzeptieren, müssen zähneknirschend anerkennen, daß zumindest der schwarze Tee ein Gärungsprodukt ist. Gegenüber dem Wein hat es allerdings einen großen Vorzug: Auch nach zwanzig Tassen Tee hat man keinen Kater.

First flush

Frühlingspflückung, Tee guter und bester Qualität. Der Firstflush-Darjeeling weist einen hellen Abguß auf. Ein Tee für Leute, die überall die ersten sein wollen und alles "Zweite" entrüstet zurückweisen (siehe auch Second flush).

Flavour

Duft, Aroma, Geschmack des (guten) Tees. Zur deutschen Teekultur gehört einfach ein Kauderwelsch mit reichlich englischen Brocken, sonst ist man nicht "in", und es fehlt das "Know-how". Der Endpunkt der Entwicklung ist allerdings noch längst nicht erreicht. Wir von TOMUS machen uns für den schönen Ausdruck "for all the tea in China" stark (Bedeutung: um alles in der Welt). Wem das noch zu heavy ist, der kann sich ja fürs erste mit der Hilfsübersetzung begnügen: "für all den Tee in China", was auch schon sehr weitläufig klingt.

Flugtee

1. Tee, der an Bord von Flugzeugen angeboten wird. Fällt gegenüber dem strahlenden Lächeln der Stewardeß stark ab.

2. First-flush-Darjeeling, der, kaum geerntet, als Luftfracht auf den Weg gebracht wird. Die Kunden legen nämlich Wert auf absolute Frische dieses besonderen Tees und zahlen dafür gerne etwas mehr.

FOP

Abkürzung für: Flowery Orange Pekoe. "Flowery" bezeichnet ein blumiges Aroma. Ein angenehmer Tee, auf keinen Fall ein Flop.

Geduld

Eine Tugend, die nicht jeder so ohne weiteres aufbringt. Hilfreich in Situationen, die Geduld erfordern, kann der Tee sein, wie die Redewendung: "Abwarten und Tee trinken" besagt. Wahrscheinlich war das ursprünglich eine Mahnung an ungeduldige Kranke, Kräutertee zu trinken und auf die Heilung zu warten.

Gelegenheit

Tee säuft man nicht wie das durstige Vieh, sondern nimmt ihn bei passender Gelegenheit zu sich, wenn günstige Umstände den Teegenuß fördern. Luh-Yü, der große Tee-Weise aus China, riet "Tee zu trinken, wenn es leise regnet, wenn die Kinder in der Schule sind, im Bambushain am Frühlingsabend, bei Vollmond, mit netten Freunden und schönen Mädchen" und, so dürfen wir hinzufügen, bei der Lektüre dieses Buches.

Genius loci

Der Geist des Ortes, also die Besonderheit einer Lokalität, die dem Teegenuß entgegenkommt. Nun ist der Tee ein guter Kamerad, der einen durch dick und dünn begleitet. Man kann ihn praktisch überall zu sich nehmen. Englische Straßenarbeiter pflegen aus dem Loch, das sie in die Straße gegraben haben, aufzutauchen, um sich vor Ort eine Teepause zu gönnen. Andererseits entfaltet sich der Tee am besten, wenn man in einem altmodischen Ohrensessel sitzt und Kanne, Tasse und Gebäck auf einem Beistelltischchen in bequemer Reichweite hat.

GeschlagenerTee

rüner Tee, der in Japan mit dem Teebesen aus Bambus geschlagen wird, bis er schön dickflüssig ist. Bitte beachten Sie, daß das nur mit grünem Tee funktioniert. Ihren schwarzen Tee können Sie schlagen, bis Sie schwarz werden, ohne daß er sich verändert - es sei denn, sie probieren es mit Schlagsahne.

Golden

Hinweis auf goldbraune Blattspitzen, also "Tips". Diese Bezeichnung wird nur bei Darjeeling- oder Assam-Blatt-Tees verwendet (zum Beispiel Golden Flowery Orange Pekoe). Daß man bei "Golden" sofort an das Edelmetall, also an etwas sehr Wertvolles denkt, ist ein netter Nebeneffekt, der den Teeherstellern gut in den Kram paßt.

Grösser, Helmut

Deutscher Teepapst. In Bremen geboren, lebt in Hamburg. Hat unzählige Tassen Tee getrunken, und mit jeder Tasse hat sich ihm die Weisheit des Tees mitgeteilt. In diesem Punkt unterscheidet er sich von den vielen liebenswerten Teetrinkern, die fast genauso viele Tassen Tee getrunken haben und dadurchnoch liebenswerter, aber nicht klüger geworden sind.

grüner Tee

Stammt von derselben Pflanze wie der schwarze Tee, ist aber nicht fermentiert worden. Deshalb behalten die Blätter ihre olivgrüne Farbe. Grüner Tee wird in den ostasiatischen Ländern bevorzugt. In Europa hat sich der schwarze Tee erst seit dem ersten Weltkrieg durchgesetzt. Die "Grünen" in der Politik entscheiden sich nicht nur aus Image-Gründen mehr und mehr für den grünen Tee. Der "schwarze" Tee färbt sich nämlich beim Aufgießen des heißen Wassers "rot" - da weiß man als Grüner überhaupt nicht, woran man ist.

Gunpowder

1. Englisch: "Schießpulver".

2. Kugeliger grüner Tee aus China, Taiwan und Indien, der an Schießschrot erinnert. Obwohl er nur eine "dünne Tasse" ergibt, wird er besonders gerne in Nordafrika getrunken.

Es ist sehr wichtig, daß man 1. nicht mit 2. verwechselt. Nordafrikanische Teetrinker waren schon maßlos enttäuscht, wenn sie mit Schießpulver keinen vernünftigen Tee hinkriegten. Umgekehrt gingen schon Schlachten verloren, weil die Soldaten ihre Gewehre mit grünem Tee luden.

Haltbarkeit

1. Bewahrung des Aromas: Mindestens 18 Monate nach Verlassen der Fabrik bleibt das Tee-Aroma erhalten. Voraussetzung ist natürlich, daß der Tee sorgfältig gelagert wird, also nicht im Kühlschrank und auch nicht neben Käse, Knoblauch oder Terpentin.

2. Bewahrung der Teemenge: Richtet sich nach der Teegüte. Der Teetrinker weidet sich zwar gerne am Anblick eines ordentlichen Teevorrats, aber ein First-flush-Darjeeling geht rasch weg, ist also wenig haltbar. Andererseits hält sich eine obskure Teemischung (oft Bestandteil eines Geschenkkorbs anläßlich eines Jubiläums) erstaunlich lange.

High Tea

Auch "five o'clock tea", eine regelrechte Mahlzeit am späten Nachmittag oder frühen Abend, die an die Stelle des Abendessens tritt. An der Bezeichnung sieht man, wie wichtig dem Engländer der Tee ist. Was das Nationalgetränk begleitet, wird nicht einmal erwähnt.

Hybride

Kreuzungsprodukt der Tee-Urpflanzen, das feiner, aromatischer und widerstandsfähiger ist als seine Eltern. Besonders bewährt hat sich die sogenannte Assam-Hybride, die heute als Grundlage für fast alle Teekulturen der Welt dient. Auch unter Teetrinkern gibt es Kreuzungsversuche. Ein überzeugter Darjeeling-Trinker zeugt mit einer Earl-Grey-Liebhaberin ein Kind, dem die Liebe zum Tee eigentlich in den Genen eingepflanzt sein müßte. Allerdings gibt es da auch bedauerliche Ausrutscher: Der Abkömmling trinkt anfangs am liebsten Kaba, dann Cola und am Ende - Kaffee.

Indien

Weltmeister in der Teeproduktion. In etwa 6000 Plantagen werden jährlich etwa 740 000 Tonnen Tee produziert, das sind über 370 Milliarden Tassen. Ein Mensch, der pro Tag zehn Tassen trinkt, könnte damit 100 Millionen Jahre auskommen. Klingt das nicht paradiesisch?

Infusionen

Kräutertees heißen im Englischen "herbal infusions" und im Französischen "infusions". Bei diesen Bezeichnungen kommt der Verbraucher gar nicht auf den Gedanken, die Flüssigkeiten mit echtem Tee zu verwechseln. Wenn allerdings auf unserem Hagebuttentee auch etwas ähnlich Korrektes wie "Infusionsgetränk" stünde, würde sich der Deutsche zu sehr an Krankenbett und Intensivstation erinnert fühlen. So sehen unsere Teekenner über die kleine Hochstapelei großmütig hinweg - möge hierzulande jeder mit seinem "Tee" glücklich werden.

Java

Teeanbaugebiet mit Qualitätsgefälle. In den höheren Regionen wird exportfähiger Tee angebaut, in den niedriger gelegenen wächst Tee minderer Qualität heran, der für den eigenen Verbrauch bestimmt ist. Also gilt hier die alte Märchendevise: Die Schlechten ins Kröpfchen, die Guten ins Töpfchen. Die Kröpfchen unserer Teetrinker aber erreicht nur der gute Tee.

Jute

In China werden die hölzernen Teekisten manchmal noch in Jute eingepackt. Das ist zwar nicht unbedingt notwendig, macht aber einen guten Eindruck: So sorgfältig verpackt muß der Tee auch gut sein.

Kaisertee

Japans berühmtester Tee aus der Provinz Shizuoka, der nur dem Kaiser und seinem Hof vorbehalten war und unter besonderen Zeremonien gepflückt wurde. Die Qualität dieses Tees bleibt also mangels Wissen und Erfahrung unbeschreibbar. In Anbetracht anderer Delikatessen, die dem gemeinen Volk zugänglich geworden sind (zum Beispiel Austern oder geröstete Ameisen) sind zwei Annahmen möglich: 1. Es handelte sich um ein ganz köstliches Getränk. 2. Der Tee schmeckte eigentlich scheußlich, aber der Kaiser und sein Hof hatten sich so daran gewöhnt, daß sie ihn nicht mehr missen wollten.

Kaiser von China

Genauer: Kaiser Tsching-nung (2737-2679 v. Chr.), der mit Bodhidharma (siehe dort) wetteifert, den Tee erfunden zu haben. Einst ruhte der Kaiser unter einem grünen Baum. Er ließ ein Feuer entfachen, um Wasser in einem Kessel zum Kochen zu bringen. In der Hitze der aufsteigenden Luft verdorrten Blätter und fielen in das kochende Wasser, das eine goldene Farbe annahm. Der Kaiser kostete und rief begeistert: "Leute, ich habe den Tee erfunden! Meinem ersten Eindruck nach handelt es sich um einen 'Flowery Orange Pekoe 1'. Um aber den Experten und Teatastern nicht vorzugreifen, will ich das Produkt nur 'T'sa', das Göttliche und Erleuchtende, nennen."

Kalorien

Kleine Dickmacher, die besonders in Eisbein, Gänsebraten, Sahnetorten und dergleichen lauern. Tee pur dagegen hat null Kalorien! Wem das zuwenig ist (weil er zum Beispiel als Boxer für einen wichtigen Kampf Gewicht machen muß), kann Zucker und Sahne hineinhauen und ordentlich Teegebäck dazu futtern. Wer andererseits auf seine schlanke Linie achten muß (zum Beispiel als Jockey oder Fotomodell), ist mit Tee ohne Zusatz (oder mit ein wenig Milch) gut bedient. Der Tee schmeckt trotzdem.

Kamelienklima

Als den Kamelienarten verwandte Pflanze stellt der Teestrauch hohe Anforderungen an seine Umwelt: mittlere Jahrestemperaturen von mindestens 18° C, am besten kein oder nur mäßiger Frost, jährliche Niederschläge von mindestens 1600 Litern (möglichst gleichmäßig über das Jahr verteilt), durchschnittliche Sonnenscheindauer von etwa vier Stunden täglich und außerdem gut drainierte, durchlässige, saure Böden. Wenn man ähnlich hohe Anforderungen an die Teetrinker stellen würde, wäre kaum einer qualifiziert und berechtigt, das edle Getränk in sich hineinzuschütten.

Kandis

Große Zuckerkristalle, die man aus konzentrierten Zuckerlösungen gewinnt. Für braunen Kandis wird der Zuckerlösung Karamel zugesetzt, der durch Erhitzen von Zucker entsteht. Man kann es also drehen und wenden, wie man will, Kandis ist und bleibt Zucker (wie die ordinäre Raffinade) - wenn auch von interessanter Form und mit aparten Geräuschen (siehe auch Kluntje).

Kanne

Gefäß, in dem der aufgebrühte Tee sein Aroma entfaltet. Das gelingt ihm in Kannen aus Porzellan, Steingut oder Glas besser als in Metallkannen. Im 18. Jahrhundert wurden die noch heute gebräuchlichen Grundformen entwickelt: Die Kaffeekanne ist im allgemeinen schmal, steil und geradwandig, die Teekanne eher breit als hoch und betont bauchig. Diese gemütliche Form entspricht der Mentalität der Teetrinker, die gerne in einer behaglichen Runde zusammensitzen und ein Täßchen nach dem anderen trinken, was sich beim anregenden Klönsnack (siehe dort) ziemlich hinziehen kann.

Kenia

Erst im 20. Jahrhundert sorgten die Briten dafür, daß in dieser Kolonie der geliebte Tee angebaut wurde. Die erste Tee-Auktion fand 1957 in Nairobi statt. Besonders geschätzt wird der Tee aus dem Meru-Distrikt wegen seines frischen, citrusartigen Geschmacks. Wenn Sie an diesen interessanten Tee nicht herankommen, können Sie auch zu Ihrem Assam ein paar Tropfen Zitronensaft geben und intensiv an Kenia denken.

Kiste

Der von der Sortiermaschine ausgesiebte Tee wird in Kisten abgefüllt. Das Standardgewicht einer Kiste liegt bei 40 kg für Blatt-Tee und bei 55 kg für Fannings. 20 Kisten werden auf eine Palette geladen, und die ganze Palettenladung kommt auf dem Seeweg nach Europa. Die Kisten bestehen aus Sperrholz, sind innen mit Metallfolie ausgeschlagen und an den Kanten zusätzlich mit Metallstreifen abgedichtet. So ein Kistchen würde 20000 bis 30000 Täßchen ergeben, was für den Einzelverbraucher beinahe etwas viel auf einen Sitz ist. Deshalb wird der Kisteninhalt weiter portioniert, bis ein kostbares Päckchen von einem halben Pfund oder gar nur 100 Gramm den Kunden erreicht.

Klipper

Schnelle Segelschiffe, die um die Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelt wurden. Die englischen "Teeklipper" brachten die ersehnte Ware im Rekordtempo heran und sorgten dafür, daß der ehemals sündhaft teure Tee in Ostfriesland zum Nationalgetränk werden konnte. Tee-Fans sollen im Hafen von Emden die Ankunft einer neuen Teeladung mit einem donnernden "Klipp - klipp - hurra!" begrüßt haben.

Klönsnack

Norddeutsch: gemütliches Plaudern und Geschichtenerzählen. Kann theoretisch überall erfolgen, zum Beispiel im Gefängnis von Pritsche zu Pritsche oder in einer zugigen Bahnhofshalle. Tatsächlich aber ist das Zusammensitzen in einer Tee-Runde für einen kreativen Klönsnack besonders förderlich. Die Klön- und Snackgeister steigen aus der dampfenden Teekanne wie aus einer Zauberflasche.

Kluntje

Kandis in Form eines EinzeLkristalls. Die Wachstumszeit eines Kluntje beträgt drei Wochen. Ohne Kluntje ist der ostfriesische Tee undenkbar. Wenn der Tee auf die Kluntjes gegossen wird, knackt und knistert es geheimnisvoll - die Teegeister erwachen zum Leben. Früher, als der Kandis noch in unterschiedlichen Größen hergestellt wurde, erhielt der Gast oder der Opa ein besonders dickes Stück, das wie ein Eisberg über den "Teespiegel" hinausragte.

Know-how

Das Wissen, wie man Tee mit heißem Wasser zubereitet. 1686 schenkte die Witwe des britischen Herzogs von Monmouth ihren schottischen Freunden ein Pfund Tee - aber ohne Gebrauchsanweisung. Die gewissenhaften Schotten kochten die Blätter stundenlang und versuchten dann das "Gemüse" zu essen. Das einhellige Urteil war: Ungenießbar! Schon recht, aber genauso könnte man versuchen, aus Blumenkohl Tee zu kochen.

Koppke

Henkellose Tasse nach Art der Chinesen. Erst später wurden in Europa Henkel und Untertasse dazuerfunden. Henkel hin oder her, dem gemütlichen Wort "Koppke" hält der Ostfriese die Treue - wahrscheinlich wegen des schönen Stabreims mit "Kluntje". "Een Koppke mit 'n Kluntje un Rohm drin" (eine Tasse mit Kandis und Sahne) geht herrlich von der Zunge. Diese Zauberformel ist fester Bestandteil der ostfriesischen Teekultur.

Kräutertee

Heißer Aufguß von Kräutern und anderen Ingredienzien wie Früchten, Nüssen und Gewürzen. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt, und wenn Sie nicht gerade giftige Vogelbeeren und Tollkirschen in Ihren Kreativ-Sud mixen, können Sie alles verwenden, was Ihnen in Gottes freier Natur unter die Finger kommt. Mit echtem Tee hat das Kräuterzeug allerdings nichts zu tun, denn es fehlt (vor allem) das anregende Tein.

Kriegführung

Der Tee lädt von Natur aus zum Frieden ein. Andererseits will der Engländer, wenn er schon in den Krieg ziehen muß, keines wegs auf seinen Tee verzichten. 1942 sagte Winston Churchill: "Für unsere Soldaten ist Tee wichtiger als Munition."

Lechtmann

Plattdeutsch: Vollmond. Auch die Bezeichnung für einen dünnen, bleichen Tee. Um zu verhindern, daß ein solcher aus Sparsamkeitsgründen auf den Tisch kommt, muß man die teekochende Hausfrau in Jever oder Emden an ihrer Ehre packen und vorbeugend sagen: "Dat dat kien Lechtmaan word!"

Low-grown

Tee aus tiefer gelegenen Plantagen, dem infolge schnelleren Wachstums das feine Aroma fehlt. Wie das eben so mit Kellerkindern ist: Sie haben es nicht leicht im Leben und können froh sein, wenn sie gegenüber Höhergewachsenen nicht zu sehr abfallen.

LTP-Produktion

Zerkleinerung des Blattguts durch den Lawrie-Tea-Processor. Diese Maschine besteht eigentlich nur aus einem schnell rotierenden Messer, das die Blätter zu Fannings oder Dust kleinhäckselt, also zu dem, was man für Aufgußbeutel braucht. Den Weg des Tees könnte man demnach mit Tolstois berühmten Worten als "Krieg und Frieden" bezeichnen: Es beginnt gewalttätig und endet friedlich zur blauen Stunde mit einer Tasse Tee.

Luh-Yü

Chinesischer Weiser, lebte von 740-804 n. Chr. und schrieb ein Standardwerk über den Tee. Machte die bahnbrechende Entdeckung, daß man Tee auch ohne den Zusatz von Mehl, Reis, Zwiebeln und anderen nahrhaften Köstlichkeiten zubereiten kann. Darauf muß man erst einmal kommen! Allerdings legte Luh-Yü Wert darauf, daß Salz zum Tee gegeben wurde.

Lyons, Joseph

Eröffnete am 20. September 1894 das erste Restaurant in England, in dem Tee statt Bier und sonstigem Alkohol wie in den Pubs serviert wurde. In dieses Lokal am Londoner Piccadilly, Nr. 213, konnten auch Damen gehen, für die es sich nicht schickte, Pubs zu frequentieren. Heute ist Lyons das größte Teehandelsunternehmen der Welt. Aus den Pennies der kleinen Leute erwuchs ein wirtschaftliches Imperium. Die Teetrinker stellen also eine beachtliche Macht dar. Deshalb: Teetrinker aller Länder - vereinigt euch! Mit euch kann die Welt nur friedlicher werden.

Mangan

Ein Spurenmineral, das den Blutzuckerspiegel senkt. Ist in den Teeblättern reichlich enthalten. Wer einen Liter gut gebrühten Tee pro Tag trinkt, hat sein Mangan-Soll zur Hälfte erfüllt. Der Tee dient also der Gesundheit. Diese Einsicht hatte man früher noch nicht. 1756 behauptete der Engländer Jonas Hanway, Teetrinken bringe die Frauen um ihre Schönheit, die Männer um Gestalt und Haltung. Heute ist die Einstellung ganz anders. Wenn man auf der Straße eine schöne Frau mit einem reizenden Lächeln oder einen gelassen daherschreitenden, wohlproportionierten Mann sieht, sagt man sich unwillkürlich: So sehen Menschen mit einem idealen Blutzuckerspiegel aus - es müssen Teetrinker sein.

Marco Polo

Venezianischer Weltreisender, der schon im 13. Jahrhundert Europa auf die Existenz von Tee aufmerksam machte. Allerdings erwähnte er eine eher leidige Angelegenheit: Die Teesteuer war von einem chinesischen Finanzminister erhöht worden. Auch später sollte diese Steuer zu Unstimmigkeiten führen (siehe Boston Tea Party). Leider ist es immer wieder so, daß der eine Mensch den Genuß des anderen stören muß. Letztlich aber setzen sich die Teetrinker durch, und wenn man heute trotz aller Besteuerung nur etwa zehn Pfennige für eine Tasse guten Tee bezahlen muß, ist klar: Der Tee hat gesiegt.

Mate-Tee

Indianischer Tee, der aus den Blättern von 15 Arten der Stechpalme gewonnen wird. Enthält 0,3-1,5 % Coffein. Die grob gepulverten Blätter werden in einem hohlen Flaschenkürbis mit heißem Wasser aufgebrüht und mit einem Metallröhrchen aufgesaugt, das unten ein Sieb hat. Aufmunternde Wirkung hat nicht nur das Coffein, sondern auch die Flüssigkeit an sich, die beim ersten herzhaften Schluck kochend-heiß im Mundraum ankommt. Der zweite Schluck wird erheblich vorsichtiger ausfallen.

Medium Teas

Ceylon-Tees aus mittleren Höhen, die nicht ganz so gut sind wie die Tees von den Höhenlagen zwischen 1500 und 2000 Meter. Ein gewisser Ausgleich wird dadurch geschaffen, daß spiritistische Medien gerade mit dem Medium-Tee hervorragende Ergebnisse erzielen. Diese sollen sogar die beliebten Kaffeesatz-Prophezeiungen übertreffen (man weiß nur nicht, in welcher Hinsicht).

Mischung

Zusammenstellung von verschiedenen Teesorten mit dem Ziel, eine aromatische, den Kunden ansprechende Geschmackskomposition zu erzielen. Anders als in der Bar, wo der Mann hinter dem Tresen vor den Augen des Gastes den Cocktail mit affenartiger Geschwindigkeit zusammenmixt, entsteht die geheimnisvolle Teemischung in der Fabrik und erreicht den Kunden abgepackt und fix und fertig. Letzten Endes ist der Endverbraucher allerdings doch der einsame King, denn er ist es, der aus Tee und Wasser eine königliche Mischung herstellt.

Monsun

Jahreszeitlich wechselnder Wind, der besonders die Teeproduktion auf Ceylon beeinflußt: Wo es nicht regnet, wächst bester Tee, das heißt von Juni bis September in Uva und von Dezember bis März in Dimbula und Dickoya. Der Tee ist also eine eigensinnige Pflanze. Wie eine prinzipientreue Jungfrau meidet sie zunächst das Wasser, um sich am Ende in der Tasse ganz dem feuchten Element hinzugeben und sich mit ihm zu vermählen.

Morning Tea

Der Engländer beginnt den Tag mit Tee - dem Morning Tea. Wenn Sie diesem Beispiel folgen, lassen Sie den Tee nur kurz ziehen, damit sich das anregende Coffein optimal entfalten kann. Als Teetrinker sind Sie allen griesgrämigen Milch-undMüsli-Typen gleich einige Nasenlängen voraus.

Muffin

Englisches Teebrötchen aus Hefeteig, wird warm serviert und nach dem Durchschneiden mit Butter bestrichen. Eine leichte, leckere Zugabe zum High Tea. Nichts für Tee-Muffel.

Muster

Probe, die einer Partie Tee entnommen wird. Man bohrt zum Beispiel ein Loch in die Teekiste, um ihr etwas Tee zu entnehmen. Dann wird das Loch wieder mit einem Blechdeckel sorgfältig verschlossen, so daß das Aroma nicht leidet. Ein ähnliches Verfahren gibt es auch bei Käselaiben. Allerdings muß man sagen, daß das Aroma eines Orange-Pekoe-Darjeeling wesentlich feiner und vornehmer ist als der Duft eines Emmentalers.

Nilgiri

1. Bedeutendes Teeanbaugebiet in Südindien. Der Tee ähnelt dem Ceylon-Tee, ist besonders im Frühjahr sehr aromatisch und wird gern für Mischungen verwendet.

2. Nil-Ghiri: ein Südschweizer Nagetier, genauer gesagt eine Art Siebenschläfer, den es aus irgendwelchen Gründen an den Nil verschlagen hat.

Wenn Sie Ihren Tee über den Versandhandel bestellen, achten Sie unbedingt darauf, daß Sie die beiden Schreibweisen nicht verwechseln. Gewissenhafte Teehäuser, die jeden Kundenwunsch erfüllen, liefern auch 250 Gramm Nil-Ghiri Broken.

Notzeit

Zeit des Mangels. In böser Erinnerung sind in Ostfriesland vor allem die beiden Weltkriege geblieben - weil die Versorgung mit dem geliebten Tee unter das Existenzminimum sank. "Wenn wi keen Tee hebben, mutten wi starben", war die weit verbreitete Ansicht. Da die Ostfriesen aber nicht ausgestorben sind, müssen sie doch wieder zu ihrem Tee gekommen sein.

Nummern

Kategorien, nach denen die Tees in Indonesien eingeteilt werden und mit denen man sonst in der Welt nicht viel anfangen kann. So werden Sumatra-Tees mit einer 8 bezeichnet, während kräftige Java-Tees aus niedrig gelegenen Gebieten die 12 erhalten. Eine Steigerung dieser den Teetrinker sehr ernüchternden Praxis wäre nur noch mit einer konsequenten Digitalisierung möglich: Special Fine Tippy Golden Flowery Orange Pekoe 1 = 110101. Aber da würde einem gleich wieder der Tee hochkommen.

Oolong

Halbfermentierter Tee aus Taiwan, ein Mittelding zwischen grünem und schwarzem Tee. Meist mit brotig-salzigem Aroma, das bei Spitzenprodukten allerdings zugunsten eines frühlingshaft-zarten Geschmacks und Geruchs zurücktritt. Hinter dem Namen (die richtige Aussprache ist "Ulong") steckt das chinesische "wulung", das "schwarzer Drache" bedeutet. Wer das einmal weiß, wird schon beim ersten Schluck spüren, wie dieser Tee dem Geist feurige Flügel verleiht.

Ostfriesische Tasse

Auf die Kluntjes wird der heiße Tee gegossen. Dann gibt man Sahne dazu, aber sehr behutsam mit dem "Rohm-" oder "Melklepel". Die Sahne breitet sich langsam aus und bildet ein zartes, weißes Wölkchen ("Wulkje"). Das Wichtigste: Bloß nicht umrühren! Der Kenner genießt Schicht um Schicht: erst das reine Tee-Aroma, dann die delikate Mischung von Tee und Sahne und schließlich den süßen Bodensatz.

Ostfriesland

Teehochburg Deutschlands. Die ostfriesischen Wickelkinder erhalten zwar anfangs auch Muttermilch, aber schon bald werden sie auf Tee umgestellt, in den nur noch ein Schuß Milch, nämlich Sahne kommt. Man kann also beinahe sagen: Der Ostfriese hat den Tee schon mit der Muttermilch eingesogen. Oder: Der Tee ist für ihn wie für den Fisch das Wasser.

Ostindische Kompanien

Holländische und englische Handelsgesellschaften, die den Tee im 17. Jh. nach Europa brachten. Eine historische Großtat, die mit der Einführung der Kartoffel bei uns verglichen werden kann. Man beachte, wie fein und sinnvoll sich die beiden Importe ergänzen. Wer durch übermäßigen Kartoffelgenuß zu viel Gewicht angesetzt hat (Kartoffelbauch!), kann mit einer Tee-Diät wieder zur schlanken Linie zurückfinden.

Partie

Nach dem Sortieren Zusammenstellen von Teemengen einheitlicher Qualität und Blattgröße. Diesen Partien werden Muster entnommen, die der Kunde zusammen mit dem Angebot erhält. Es ist wie auf einer Brautschau: Jeder Käufer bemüht sich um eine "gute Partie" und schätzt sich glücklich, wenn er eine attraktive Teebraut unter die Haube gebracht hat.

Patina

Schwarzbrauner Belag in der oft gebrauchten Teekanne. Ist keine Ferkelei, die man unbedingt mit Bürste und Spülmittel wegscheuern muß, sondern der schöne Beweis, daß die Kanne schon oft wie eine treue Freundin zur Seite gestanden hat. Einer guten Freundin wird man keine grobe Abreibung verpassen, sondern man wird sie mit ihren liebenswerten Eigenheiten und Schrullen akzeptieren. Schwenken Sie das gute, teure Stück vor dem Gebrauch einfach mit heißem Wasser aus - die Patina beeinträchtigt in keiner Weise das Teearoma, sondern fördert es eher.

Pekoe

Chinesisches Wort mit der Bedeutung "weißer Flaum". Es bezeichnet die jungen, noch zarten Blätter. Heute wird es verwendet, um einem Tee gute Qualität zu attestieren. Die Kombination "Orange Pekoe" ist eine Zauberformel, bei der viele Kunden schwach werden. Wenn auf einem Etikett steht: "Special Fine Tippy Golden Flowery Orange Pekoe 1" blickt kaum einer so richtig durch - aber bei einem solchen Wortaufwand muß das Zeug schon gut sein.

Pfeffer

Teezusatz in Indien, zusammen mit Milch. Der Inder liebt es eben "hot", also scharf. Wenn Sie für Ihre Gäste indisch kochen, wird der Pfeffer-Tee das i-Tüpfelchen sein.

Pflanzart

Die Teebüsche werden an Hängen in parallelen Reihen mit Abständen von 50 bis 100 cm von Busch zu Busch und 100 bis 150 cm von Reihe zu Reihe gepflanzt. Durch diese Pflanzart soll der Erosion durch tropische Regengüsse entgegengewirkt werden. Wenn Teeliebhaber in geselliger Runde zusammensitzen, praktizieren sie eine ähnliche Pflanzart. Man sitzt nicht so nahe beieinander, als wollte man sich gleich mit Unterhaken verbrüdern, aber auch nicht so weit auseinander, daß eine leicht distanzierte Intimität gefährdet wäre.

Pot I

Englisches Wort für Teekanne (teapot). Führt ein gewisses Eigenleben, denn der Engländer rechnet einen Teelöffel Tee pro Person - "and one for the pot". Der Kanne wird also auch ein Recht auf den Teegenuß zugestanden. Nachdem der Pot am Tee mitgenippt hat, ist er allerdings so großzügig wie die heidnischen Götter von ehedem, denen Getränke- und Speiseopfer dargebracht wurden: Er überläßt seinen Teeanteil den menschlichen Trinkern.

Pot II

Unter den Teepötten gibt es noch einen ganz besonderen: den "Teataster's Pot", in dem der Probetee von 2,S6 Gramm aufgebrüht wird. Das Teeblatt bleibt auf der Innenseite des Deckels, der nach oben gedreht auf die Keramik-Kanne gelegt wird, so daß der Teataster auch das Blatt studieren und daran riechen kann. Bei Ihrer Teerunde können auch Sie wie ein halber Profi herauskommen, wenn Sie auf den umgedrehten Kannendeckel ein Häufchen Blattabfall legen, an dem Sie kenntnisreich schnuppern. Wenn Sie dann mit nachdenklichem Gesicht nicken, werden die anderen von Ehrfurcht erfüllt sein.

Qualität

Da Tee heute weitgehend Markenartikel-Charakter hat, erwartet der Käufer ein verläßliches, gleichbleibendes Produkt guter Qualität. Der Lieblingstee sollte immer gleich und immer gleich gut schmecken - anders als beim Wein, wo man gewisse Schwankungen je nach Jahrgang in Kauf nimmt. In Teemischungen können die einzelnen Bestandteile so miteinander ausgewogen werden, daß die gewünschte Qualität erzielt wird. Zum Glück kommt unser Tee sowieso meist in Mischungen auf den Markt. Wenn Ihnen das nicht genügt, dann können Sie zu Ihrem Tee Zucker, Kandis, Zitrone, Ingwer, Rum, Eidotter, Rotwein, Muskatnuß, Honig, Cognac usw. geben und so Ihr eigenes, unverwechselbares Qualitätsgetränk herstellen. Statt Tee können Sie bei diesem Verfahren übrigens auch Rostwasser oder verdünntes Petroleum nehmen, ohne daß die "Qualität" leidet.

Qualitätsschwankungen

Der Tee aus den Ursprungsländern schmeckt nicht immer gleich. Dafür sorgen Klimaschwankungen und unterschiedliche Pflückzeiten. Durch Mischen von Teesorten werden diese Unterschiede wieder ausgeglichen. Qualitätsschwankungen gibt es aber auch bei den Teetrinkern. Wer trinkt seine Tasse Tee immer mit der gebührenden Sorgfalt, Ehrfurcht und Liebe? Eine lustlos hinuntergekippte Tasse ist aber ein Frevel gegen den Geist des Tees und müßte eigentlich mit dem Trinken einer Flasche Bier bestraft werden.

ranzig

Qualitätsveränderung bei Butter, die bei uns als Verschlechterung empfunden wird. Anders in Tibet: Ranzige Butter gibt dem Tee ein Flavour, das der Tibeter als "Orange Pekoe", das heißt, als einfach himmlisch wertet. Dasselbe gilt auch für andere Himalaya-Länder. Wenn Sie dort reisen, nehmen Sie unbedingt im Koffer ein Pfund Butter mit. Diese wird immer delikater und entwickelt sich zu einem wertvollen Gastgeschenk.

Regenwasser

Über die Eignung von Regenwasser für den Tee gibt es zwei gegensätzliche Ansichten:

1. Es ist zwar zum Waschen, jedoch weniger gut zur Teezubereitung geeignet, denn, da destilliert, fehlt ihm die Würze, und der Tee fühlt sich in seinen Bemühungen alleingelassen.

2. Manche Teetrinker in Ostfriesland schwören dagegen auf das weiche R. Das hängt sicher mit uralten Erinnerungen zusammen, denn die Versorgung mit einwandfreiem Trinkwasser war bis vor wenigen Jahrzehnten in Ostfriesland nicht ideal. - Fazit: In dieser strittigen Frage hilft nur der Selbstversuch.

Rekord

Nach Wasser wird Tee am meisten auf der Erde getrunken. Bier-, Wein- und Kaffeekonsumenten rangieren unter "ferner trinken".

Rollen

Der zweite Schritt bei der Teeproduktion nach dem Welken. In der Rollmaschine werden die Zellen der gewelkten grünen Blätter aufgebrochen, wobei der Zellsaft mit dem Sauerstoff der Luft in Verbindung gebracht wird und zu fermentieren beginnt. Ganz kann man also den Tee nicht sich selbst überlassen. Nur mit etwas Ärgern, Zwiebeln und Piesacken bringt er Höchstleistung. Aber das ist im Leben des Teetrinkers, also in Schule, Beruf, Familie und Sport, auch nicht anders.

Samowar

Russischer Teewasser-Erhitzer. Ein Kupfer- oder Silberkessel, der mit glühenden Holzkohlen in einem Innenschacht geheizt wird. Steigt kein Rauch mehr auf, wird ein Kännchen mit Tee-Extrakt (Teeblätter mit wenig Wasser) auf die Öffnung des Samowars gestellt und ebenfalls erhitzt. Den Tee-Extrakt gibt man zuerst in die Tassen und füllt sie dann mit heißem Wasser auf. Wenn die Holzkohle glüht und das Wasser summt, entsteht eine urgemütliche Atmosphäre, in der man mit Genuß Puschkin, Tschechow, Gogol oder Lesskow lesen kann. Mit der Hilfe eines S. läßt sich sogar ein so umfangreiches Werk wie Tolstois "Krieg und Frieden" in aller Gemächlichkeit bewältigen.

Schietwettertee

"Gegen die Unbilden schlechten Wetters" mischte der Sylter Zöllner und Homöopath Janssen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Spitzwegerich, Huflattich, Königskerze, Holunderblüten, Anis- und Fenchelsamen, Minzeblätter, Erdbeer-, Brombeer- und Himbeerblätter und andere Heilkräuter (die Janssens Geschäftsnachfolger begreiflicherweise geheim halten) zu einer wohlschmeckenden Mixtur. Sie kräftigt den Organismus so weit, daß man sich auch von extremem Schietwetter nicht ins Bockshorn jagen läßt, sondern es als eine sportliche Herausforderung betrachtet. Hatschi!

Schmuggel

Verbotene Einfuhr einer Ware ohne Entrichtung von Zoll. Besonders denkwürdig war im Jahre 1952 der Teeschmuggel einer ostfriesischen Frauengruppe, die in Holland gewesen war. Den Zollbeamten fiel auf, daß sich die Damen unbeholfen bewegten und merkwürdig gepolstert aussahen. Bei einer Leibesvisitation fanden die Beamten in umgenähten Unterröcken -eineinhalb Zentner Tee.

schottische Tasse

Zuerst kommt ein Gläschen Whisky in die Tasse, dazu etwas Zucker, dann wird der starke, heiße Tee zugegossen, und das Ganze erhält noch eine Sahnekrone. Manche schottische Teeliebhaber verzichten bei diesem Verfahren allerdings auf Zucker, Sahne und Tee.

Schreck

Nach ostfriesischer Ansicht bekommt der Tee einen "Schreck", wenn das heiße Wasser in die kalte Kanne gegossen wird. Er entfaltet sein Aroma besser, wenn die Kanne heiß ausgespült wird, bevor man den Tee ansetzt. Das kann man gut nachfühlen, wenn man an die eigenen Badewannen-Erfahrungen denkt. Stellen Sie sich folgendes vor: Sie erwarten von dem Wasser, das jemand für Sie eingelassen hat, wohlige Wärme. Sie steigen also voller Vorfreude mit dem einen Bein hinein - und müssen erleben, daß das Wasser eiskalt ist! Da bekommen Sie auch einen "Schreck".

Second flush

Sommerpflückung, Tee guter und bester Qualität. Der Second-flush-Darjeeling weist eine kräftigere Tassenfärbung auf als der First flush. Second bedeutet also nicht "zweite Wahl, Ausschuß, Schund". Wenn Sie Ihrem Gast einen Second flush anbieten, das ausdrücklich sagen und er ein Gesicht zieht, hat er den Tee-Test nicht bestanden. Er ist ein Banause, der nicht in Ihren erlesenen Tee-Zirkel paßt. Soll er doch vergorene Stutenmilch trinken!

Self-drinker tea

Tee, der sich in jedem Wasser ungeachtet dessen Kalk- oder Chlorgehalts behauptet. Also von Haus aus ein ziemlich kräftiger Bursche, der hart im Nehmen ist. Egal, was Sie mit Ihrem lausigen nitrat-, nitrit- und sonstwashaltigen Leitungswasser und dem Self-drinker tea zusammenbrauen - es hat das Recht auf die Bezeichnung Tee.

Servierkanne

Nach dem Ziehen gießt man den fertigen Tee am besten in die vorgewärmte Servierkanne. Er kann nicht nachziehen und wird nicht bitter. Und ferner: Je mehr auf dem Tisch steht, um so mehr sieht das Ganze nach einer bedeutenden Teezeremonie aus, und der Abendländer kann sich dem teetrinkenden Japaner ebenbürtig fühlen (siehe auch Cha-no-yu).

Sonchong

Chinesischer Tee, der einen mehr oder weniger rauchigen Geschmack hat. Schon sehr früh erreichte man diesen Effekt dadurch, daß man beim Trocknen des Tees mit Feuer harzreiches Fichtenholz verwendete. Manche Teetrinker, die an keinen qualitätsvollen Souchong herankommen, behelfen sich damit, daß sie zu ihrem Assam eine Zigarre rauchen. Obwohl sie auf diese Methode schwören, würde sich kein Chinese bei diesem Geschmackserlebnis an seinen Souchong erinnert fühlen.

Stövchen

Eine Art kleiner Heizofen, der die Kanne und damit den Tee warmhält. Allerdings sollte die Kanne voll sein, denn bei abnehmender Menge beginnt der Rest meist zu brodeln, wobei das Aroma verlorengeht. Wenn Sie allerdings auf Köcheln stehen, können Sie nach tibetanischer Manier einen Klotz Butter in den Sud werfen und das Stövchen weiterarbeiten lassen. Das Gebräu ist trinkbar, auch wenn es sehr morgenländisch schmeckt.

Tannin

Gerbsäure, neben dem Coffein der zweite wichtige Bestandteil des Tees, von beruhigender und stabilisierender Wirkung. Bei längerer Ziehdauer eignet sich deshalb der Tee auch als Schlummertrunk, weil das Tannin jetzt stärker wirkt als das Coffein. Wer allerdings einen besonders beruhigenden Trank bereiten will und seinen Tee länger als fünf Minuten brüht, wird sich bei zunehmender Ziehdauer ein immer scheußlicheres Gesöff zusammenbrauen. Es gibt aber auch Masochisten, die nichts Schöneres kennen, als sich mit Gerbsäure den Schlund abzuledern.

Teataster

Teekoster, der in Plantagen und großen Teefirmen mit Auge, Nase, Zunge und Gaumen den Tee prüft. Ein ganz wichtiger Mann, denn aufgrund seines Urteils werden die Teemischungen zusammengestellt, von denen der Kunde gleichbleibende Qualität erwartet. Letzten Endes ist aber auch jeder Teetrinker ein Teataster, der mit Auge, Nase, Zunge und Gaumen das Urteil seines Vorgängers bestätigt - oder verwirft. Deshalb haben die Firmen einen Heidenrespekt vor den Millionen Teatastern in der ganzen Welt.

Tee, schwarzer

1. Fermentierter Tee, der beim Trocknen eine schwarze Farbe annimmt.

2. Geschmuggelter Tee, der durchaus auch grün sein kann.

3. Tee, der von Konservativen und Kirchenmitgliedern bevorzugt wird.

Teebeutel

Behälter aus porösem Papier zur Aufnahme einer Teeportion. Das heiße Wasser löst die Aromastoffe des eingeschlossenen Tees heraus, während die Blätter drinbleiben. Die Entsorgung erfolgt nach der Methode ex und hopp: Herausnehmen des Beutels und Hineinpfeffern in den Mülleimer. - Die praktische Erfindung wurde (wie könnte es anders sein) in Amerika gemacht. Ein dortiger Teehändler verschickte seine Teeproben nicht in teuren Zinndosen, sondern in vergleichsweise billigen Seidenbeuteln. Die Kunden verzichteten in amerikanischer Bequemlichkeit darauf, den Tee auszupacken, und hingen die Beutel gleich ins heiße Wasser. Bei uns gab es die ersten Teebeutel Ende der 20er Jahre. Sie bestanden aus Mulltuch - das klingt schlimmer, als es war.

Teekröger

"Der, der viel und nichts als Tee trinkt" - kein Indianername, sondern Bezeichnung eines Schleswig-Holsteiners, der, bevor er etwas anfängt, erst einmal eine Tasse Tee trinkt. Und hinterher erst recht.

Teekuchen

1. Ein Kuchen, der mit dem Tee harmoniert, also keine schwere Sahnetorte, sondern zum Beispiel Biskuitkuchen, "englischer Kuchen", Sandkuchen und dergleichen.

2. Eine besondere Teezubereitung gemäß der sogenannten "klassischen" Schule des Tees während der chinesischen T'ang-Dynastie (617-907 n. Chr.). Die Teeblätter wurden gedämpft, im Mörser zerstoßen und zu einem "Kuchen" geformt. Dieser Teekuchen wurde zusammen mit Reis, Ingwer, Salz, Orangenschalen, Gewürzen, Milch und zuweilen sogar mit Zwiebeln gekocht. Das Teestündchen war also damals eine nahrhafte Angelegenheit. Um 800 wurde das Verfahren verfeinert: Nur noch Salz war zugelassen. Wenn Sie also Ihre Teefreunde mit etwas Besonderem überraschen wollen, laden Sie sie einfach zu einem Teevergnügen "nach Art der alten Chinesen" ein.

Teepause

1. Jede Pause, die durch Tee verschönt wird.

2. In Ostfriesland wird der Tag durch vier "Teetieden" gegliedert: morgens nach dem Aufstehen, vormittags um zehn oder elf Uhr, nachmittags um 15 Uhr und am frühen Abend oder zwischen 20 und 21 Uhr. Manche Ostfriesen (und Engländer) gliedern den Tag teemäßig sogar noch stärker, aber es trifft nicht zu, daß ihre Hauptarbeit im Teetrinken besteht, das nur gelegentlich von anderen Tätigkeiten unterbrochen wird.

Tein

Dasselbe wie Coffein, je nach Teesorte 2,5 - ,5 %. Allerdings wirkt das Coffein des Tees nicht über das Herz auf den Kreislauf (wie beim Kaffee), sondern direkt auf das Gehirn und Zentralnervensystem: "Tee regt an, aber nicht auf`'. So ist auch von "coffeinfreiem" Tee kaum die Rede. Nach den Gesetzen der Mathematik (Wasser + Tein = Tee; also gilt auch: Tee - Tein = Wasser) bleibt da nämlich als Endprodukt nur Wasser übrig.

Tips

Die hellen Teile des Tees, also die Blattspitzen junger, zarter Teeblätter, die weniger Zellsaft besitzen und sich deshalb beim Fermentieren nicht dunkel färben.

tired

"Müder" Tee, der infolge Überalterung sein Aroma verloren hat. Entweder wurde er zu lange gelagert, oder er stammte von alten Sträuchern. Auch als Schlummertrunk zum Müdemachen ungeeignet, weil beim ersten Schluck sofort der Ärger darüber aufsteigt, daß man für das Zeug Geld ausgegeben hat.

TRIC

Genauer: TRIC 2025. Kein Trick, mit dem listige Teeverkäufer dem gutgläubigen Kunden minderwertigen Tee unterjubeln, sondern eine nüchterne Typenbezeichnung. Es handelt sich um eine Neuzüchtung auf Java, die schnell wächst und gegen Pest und andere Teebaumkrankheiten resistent sein soll. Teeliebhaber trauern den alten poetischen Bezeichnungen wie "Golden Flowery Broken Orange Pekoe 1" nach (was abgekürzt allerdings auch sehr prosaisch als GFBOP1 daherkommt).

Trocknen

Vierter Schritt in der Teeproduktion. Nach dem Fermentieren wird der Tee ca. 20 Minuten lang bei 85° bis 88° C getrocknet. Durch den Entzug des Wassers trocknet der Zellsaft an den Tee. Das ursprünglich kupferrot gefärbte Blatt wird dunkler und dunkler, bis der schwarze Tee entstanden ist. Bei so viel Trockenheit verspürt der Teetrinker das dringende Bedürfnis, den ausgemergelten Tee durch heißes Wasser zu erlösen. Uff!

Untertasse

Eine europäische Erfindung, auf die die Chinesen nicht gekommen sind. Früher waren die Untertassen tief, beinahe schüsselförmig. Diese Form lud dazu ein, den heißen Tee aus dem henkellosen "Koppke" in die Untertasse zu schütten und dann genüßlich zu schlürfen. Rümpfen Sie deswegen nicht die Nase, wenn Sie einen Teetrinker bei dieser vermeintlichen Sauerei ertappen. Der Mann ist ein Traditionalist, der einen schönen, alten, leider fast schon vergessenen Brauch wiederbelebt.

Uva

Ein heller, angenehmer, kräftig-herber Hochlandtee aus dem Uva-Distrikt auf Ceylon bzw. Sri Lanka. Er "steht golden in der Tasse", wie der Fachmann anerkennend sagt. Die Goldsuche, die in der Geschichte der Menschheit so fatale Folgen gezeitigt hat, vollzieht sich in Teeliebhaberkreisen wesentlich friedlicher und vor allem: sie führt immer zum Ziel.

Vegetative Vermehrung

Um neue Teepflanzen zu gewinnen, werden heute keine Samen gesät. Man entnimmt vielmehr ertragreichen Mutterpflanzen 2 bis 4 cm lange Zweige, die als Stecklinge in guter Muttererde herangezogen werden, was als vegetative Vermehrung bezeichnet wird. Anfangs mögen es die Pflänzchen schattig und feucht, nach etwa 6 Monaten werden sie an die pralle Sonne gewöhnt und können nach 8 bis 18 Monaten auf vorbereiteten Feldern gepflanzt werden. Angesichts des gewaltigen zeitlichen Aufwands ist es nur angemessen, wenn der Tee nicht in Sekundenschnelle gekippt, sondern langsam gesüffelt und in aller Behaglichkeit gekostet wird.

Verkosten

Prüfung des Tees durch den Teataster. Erst wird der trockene Tee beschnuppert und beäugt. Dann kommt der aufgebrühte Tee dran: immer 2,86 Gramm (das entspricht dem Gewicht einer Sixpence-Münze). Der Teataster nimmt einen Schluck - und spuckt ihn wieder aus! In diesem Punkt sollten Sie die Profis nicht nachahmen. Denn die Hausfrau, die Ihnen den Tee vorgesetzt hat, nimmt es vielleicht persönlich und deutet Ihre Reaktion als Mißachtung.

Verträglichkeit

Tee ist verträglicher als Kaffee, da er nicht dessen belastende Röststoffe hat, die der Leber schwer zu schaffen machen. Bei übermäßigem Teegenuß wird jedoch das Nervensystem zu sehr gereizt. Welche Dosierung die richtige ist, muß der einzelne im (lustvollen) Versuch selbst herausfinden. Allerdings wird die legendäre englische Lady, die jeden Tag vierzig Tassen Tee zu trinken pflegte, um dann einen tiefen Nachtschlaf zu tun, eine Ausnahmeerscheinung bleiben. Dem normalen Teetrinker wird ein solcher Konsum erst im Teeparadies vergönnt sein.

Vier

Magische Zahl für den Teeliebhaber. Denn er weiß: Vier Kilogramm grünes Teeblatt ergeben ein Kilogramm schwarzen Tee. An der Zahl vier scheiden sich sowieso die Geister. Vier Tennisspieler beginnen sofort ein Doppel, vier Kartenspieler greifen zu den Bridge-Karten, vier Teetrinker jedoch nippen stillvergnügt an ihren Tassen, genießen ihre gesellige Runde und fühlen sich ansonsten zu keiner Aktivität und Hektik verpflichtet.

Vitamine

Tee enthält sogar Vitamine, vor allem Vitamin B1, das gut gegen Streß ist. Das erklärt, warum erfahrene Teetrinker auch in schwierigen Situationen Ruhe und Übersicht bewahren, während Espresso- und Kaffeetrinker in ihrer Hektik an nervöse Hühner erinnern.

Warzen

Können angeblich mit Tee beseitigt werden, jedenfalls glaubte man das im 17. Jahrhundert. Das Rezept ist uns allerdings nur unvollkommen überliefert. Man muß "eine Teesalbe am Galgenplatz bei Vollmond fleißig rühren" und dieses so gewonnene Medikament auf die Warze streichen. Das Know-how ist also im Lauf der Zeit verlorengegangen. Vielleicht stellt der eine oder andere Leser diesbezügliche Experimente an. Wer als erster alle Einzelheiten der Herstellung herausfindet und sein Verfahren patentieren läßt, kann sicher Millionär werden.

Wasser

Zweiter wichtiger Bestandteil des Tees. Das sprudelnd kochende Wasser sofort auf den Tee gießen. Bei hohem Kalkgehalt sollte man es allerdings drei Minuten kochen lassen. Bei hohem Chlorgehalt das Wasser im offenen Topf kochen, damit das Chlor entweichen kann. In diesem Fall sind Assam-Tees zu empfehlen (siehe auch Self-drinker tea). Notfalls kann man auch in Flaschen abgefülltes Quellwasser verwenden (aber kein Mineralwasser). Am besten haben es natürlich die Ostfriesen mit ihrem weichen Wasser. Der Neid auf diese vom Schicksal verwöhnten Menschen hat die sogenannten "Ostfriesenwitze" hervorgebracht. Der Ostfriese trinkt seinen guten Tee mit dem guten Wasser und denkt sich seinen Teil.

Welken

Nach dem Pflücken der erste Schritt bei der Teeproduktion. Die Blätter werden auf Welktrögen ausgebreitet und 8 bis 12 Stunden lang von riesigen Ventilatoren belüftet. Dabei werden dem grünen Blatt ca. 30 % der Feuchtigkeit entzogen. Ähnliches passiert auch beim Teetrinker, wenn er einige Stunden lang keine Flüssigkeit zu sich nimmt und dabei einen schönen Durst entwickelt, der ihn seinen Tee um so besser schmecken läßt.

Ziehdauer

1. Aufbrühzeit des Tees. Die Ziehdauer bestimmt die Wirkung des Tees. Bis drei Minuten dominiert das anregende Coffein, bis fünf Minuten nimmt die beruhigende Wirkung der Gerbstoffe zu. Jeder kann sich also seinen "maßgeschneiderten" Tee herstellen: einen anregenden Morgentee von kurzer Ziehdauer oder einen länger gebrühten, beruhigenden Abendtee.

2. Zeit, in der man sich den Tee "reinzieht". Bei einem eben gebrühten, auf dem Stövchen weiter aufgeheizten Tee dauert es länger, bis man die Tasse in kurzen Schlucken leergetrunken hat. Ohne Stövchen hingegen kann man nach einiger Zeit die Tasse mit drei Schlucken leeren. Es gibt aber auch noch Teefanatiker, für die es zum Teegenuß einfach dazugehört, sich den Mund zu verbrennen. Sie schütten den heißen Tee beherzt in die Speiseröhre.

Ziehen

Geheimnisvoller Vorgang, bei dem sich in zwei bis fünf Minuten schlichtes, heißes Wasser bei Berührung mit unscheinbarem, schwarzem Blattgekrümel in aromatischen Tee verwandelt. Nicht weniger wunderbar als die biblische Verwandlung von Wasser in Wein.

Zimbabwe

Ehemalige britische Kolonie Rhodesien. Überall, wo sich die Briten in den Tropen niederließen, sorgten sie dafür, daß sie zu ihrem Tee kamen. Die besten Teegärten Zimbabwes liegen weit über 1000 Meter hoch. Der Teekenner wird - bei aller Treue zu seiner "Hausmarke" - auch immer wieder Tees aus anderen Regionen ausprobieren. Wenn es ein rassiger "Afrikaner" sein soll, ist man mit dem Tee aus Zimbabwe gut bedient. Ein Vorzug ist auch der ungemein exotische Name des Landes, der afrikanische Trommelrhythmen heraufbeschwört.

Zucker

Tee und Zucker harmonieren gut miteinander. Das gilt für den weißen Zucker ohne Beigeschmack, aber auch für den braunen Kandis, der dem Tee ein zartes Karamel-Aroma hinzufügt. In jedem Fall kommt es auf die richtige Dosierung an. Kleine Mengen, die noch nicht als deutlich süß empfunden werden, runden das Aroma des Tees vorzüglich ab. - Natürlich kann man den Tee auch pur trinken (wie beim japanischen Cha-no-yu, siehe dort). Der Genuß ist etwas herber, geistiger, und man fühlt sich beinahe schon wie ein asketischer Zen-Mönch vor der spirituellen Erleuchtung.

Zufriedenheit

Heikler philosophischer Begriff. Nach unserem Wissen hat noch nie ein Mensch andauernde Zufriedenheit erreicht. Einen wichtigen Hinweis gibt allerdings ein kaukasisches Sprichwort: "Wenn du ein gutes Weib hast, einen Borschtsch und einen kräftigen Tee, kannst du mit deinem Leben zufrieden sein."

Zwei Blätter

... und eine Blattknospe, auf englisch "two leaves and a bud", das wird von den Teepflückerinnen von den Sträuchern gepflückt und ergibt das Rohmaterial für den späteren Tee. Man muß also wissen, was man vom Strauch holt, nämlich beileibe nicht alles Grün, sondern nur die jungen, saftigen Triebe. In unserem Kulturraum ist ein entsprechendes Know-how erforderlich. Der Winzer weiß, aus welchen erfrorenen, halbverfaulten Beeren er einen köstlichen Eiswein keltern kann.